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- Theorie der Digital Humanities im Kontext der Mediävistik
- Methoden, Werkzeuge und Gegenstände, zum Beispiel Auszeichnungssprachen, Metadaten, Verknüpfung von Daten
- Quantitative Verfahren und Korpuslinguistik
- Gestaltung und Einsatz von Datenbanken
- Visualisierung, Verknüpfung von Text- und Bildelementen
- Einbindung digitaler Methoden in die Lehre, beispielsweise bei quellenkritischen und heuristischen Fragestellungen
- Neue Formen des Archivierens und Publizierens
Wir würden uns freuen, wenn Sie mit uns umziehen und vielleicht auch den einen oder anderen Beitrag beisteuern möchten.
]]>Die Ausstellung mit dem Titel „Maschinen und Manuskripte – Digitale Erschließung der Handschriften von St. Matthias“ möchte den Zusammenhang zwischen mittelalterlichen Büchern und moderner Forschung vermitteln. Im Mittelpunkt stehen neben der Herstellung und Layoutgestaltung mittelalterlicher Handschriften, insbesondere die Handschriften der Abtei St. Matthias in Trier, die im Rahmen des DFG Projektes „Virtuelles Skriptorium St. Matthias“ von 2010-2014 in Trier digitalisiert worden sind, sowie die Weiternutzung im Projekt eCodicology. Bei dem Kooperationsprojekt eCodicology geht es nicht um eine inhaltliche Erschließung von Texten, sondern eine automatisierte Erkennung und Analyse von Merkmalen des Objektes selbst. Anhand entwickelter Programme sollen nicht nur die Seitengröße erfasst werden, sondern auch gestalterische Eigenschaften wie der Seitenaufbau in Schriftraum, Bildraum, Spalten- und Zeilenzahl automatisch erkannt werden. Mit der Ausstellung wird der Bogen von der mittelalterlichen Buchherstellung bis zur heutigen Erforschung dieser historischen Zeugnisse im ‚Digitalen Zeitalter‘ verständlich erklärt.
Innerhalb der Ausstellung wird zudem der Prototyp der Visualisierungssoftware CodiVis erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In CodiVis können Merkmale der Handschriften der Mattheiser Bestandes mittels Radialbaumdiagramm und paralleler Koordinaten interaktiv visualisiert und auf Besonderheiten untersucht werden.
Begleitend zur Ausstellung ist ein kleiner Katalog verfasst worden. Wer es nicht mehr in die Ausstellung schafft, aber Interesse an einem Katalogexemplar hat, darf sich gerne an mich wenden.
„Maschinen und Manuskripte – Digitale Erschließung der Handschriften von St. Matthias“
Ort: Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier, Jesuitenstraße 13, 54290 Trier
Öffnungszeiten: Bis 20.11.2015, Montag – Donnerstag 8-18 Uhr, Freitag 8-17 Uhr
Im November 2014 konnte nach einer etwa vierjährigen Phase des Planens und Umbauens die neu gestaltete Schatzkammer der Trierer Stadtbibliothek wiedereröffnet werden. Die aktuelle Ausstellung trägt den Titel „Hundert Highlights – Kostbare Handschriften und Drucke der Stadtbibliothek Trier“. Abgesichert durch den Einsatz professioneller Klima- und Sicherheitstechnik, besteht nunmehr die Möglichkeit, hochrangige Exponate auch über einen längeren Zeitraum zu präsentieren. Das zuvor praktizierte Modell kurzzeitig angebotener Wechselausstellungen konnte damit ersetzt werden durch die Konzeption einer auf Nachhaltigkeit hin ausgerichteten Dauerausstellung. Mit ihrer Hilfe soll es gelingen, den Wert der Sammlung dauerhaft im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Daneben soll den potenziellen Besucherinnen und Besuchern eine größere Sicherheit für die Planungen ihrer Schatzkammerexkursionen geboten werden.
Die Trierer Stadtbibliothek hütet bibliophile Schätze von hohem Wert und internationalem Rang. Eine herausragende Stellung besitzen der zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehörende „Codex Egberti“, das „Ada-Evangeliar“ und die „Trierer Apokalypse“. Die genannten Handschriften markieren den künstlerischen Höhepunkt der ottonischen bzw. der karolingischen Epoche. Sie zählen zum kulturellen Erbe des Mittelalters.
Im Bereich der gedruckten Werke stechen die „Gutenbergbibel“, das „Mainzer Catholicon“ von 1460 oder ein weltweit nur ein einziges Mal nachgewiesener „Fischkalender“ aus der Zeit um 1493 hervor. Holztafeldrucke, Schrotschnitte und Aderlasskalender spiegeln den experimentellen Charakter des frühen Buchdrucks und dokumentieren die enge Verbindung von Text und Bild. Von großem Reiz sind auch die Zauber- und Segenssprüche des Mittelalters, die prachtvoll illuminierten Bilderhandschriften, die Texte der mittelalterlichen Wissensliteratur und die Originalhandschriften von Nikolaus Cusanus, Johann Wolfgang Goethe oder Karl Marx. Abgerundet wird das Panorama durch Dokumente zur Geschichte der Stadt und des ehemaligen Kurfürstentums Trier sowie durch eine exquisite Auswahl kostbarer Globen und Atlanten.
Die bisherigen Erfahrungen in der Nutzung der Schatzkammer sind sehr positiv. Sie zeigen, dass die neue Dauerausstellung mittlerweile in der Öffentlichkeit „angekommen“ ist. In dem gut halben Jahr seit Eröffnung haben bereits mehrere tausend Besucherinnen und Besucher die Schatzkammer aufgesucht, um sich von den bibliophilen Kostbarkeiten der „100 Highlights“ faszinieren zu lassen. Auch die Resonanz in den Medien und die Reaktion bei Führungen zeigen ein hohes Maß an Zustimmung und Wertschätzung. Dass diese Wertschätzung sich nicht nur auf einer subjektiven, individuellen Ebene bewegt, beweist eine Initiative des Landes Rheinland-Pfalz. Auf Antrag des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur ist die komplette Schatzkammer mit Datum vom 15. April 2015 in die Liste des national wertvollen Kulturgutes eingetragen worden. Die damit verbundene gesetzesmäßige Unterschutzstellung bedeutet zugleich eine hohe Anerkennung des Wertes und der Bedeutung der Sammlung auf nationaler Ebene.
Zum Verhältnis von Original und Digitalisat
Angesichts der Fülle an hochwertigen Originalen steht die Frage im Raum, welche Bedeutung der virtuellen Reproduktion oder dem Digitalisat in dieser fast sakral anmutenden Aura historischer Überlieferung zukommt. Immerhin werden in der Schatzkammer einige Handschriften und Drucke zusätzlich zum Original auch in digitaler Form gezeigt. Objekte wie der „Codex Egberti“, die „Trierer Apokalypse“ oder das „Ada-Evangeliar“ sind (in Auszügen) auf einem großformatigen Multitouchtable abgelegt und können vom Besucher in virtueller Gestalt aufgerufen, vergrößert und mit anderen Referenzobjekten der Sammlung verglichen werden.
Das Digitalisat im Bereich der Wissenschaft
Naturgemäß besitzt die Verhältnisbestimmung Original versus Digitalisat im Kontext einer musealen Präsentation eine spezifisch anders gelagerte Akzentuierung als dies für den streng wissenschaftlichen Bereich gilt. Auf den Gebieten von Textphilologie oder Editionswissenschaft beispielsweise stehen sich Original und Digitalisat in einem Verhältnis exklusiver Funktionalität gegenüber. Dem Original als der letztverbindlichen Grundlage für die Erstellung einer Textausgabe oder für die Lesung und Deutung eines Textes kommt hierbei eine grundsätzliche Priorität zu. Das Digitalisat bildet demgegenüber ein nachgeordnetes, komplementäres Medium, das in Zweifelsfällen zur Erhebung text- und editionsphilologisch relevanter Detailinformationen herangezogen werden kann. Dass auf der anderen Seite dieses Komplementärmedium durch die Pragmatik seiner Benutzung gegenüber dem Original auch eine Reihe von Vorteilen besitzt, bleibt dabei unbenommen: Schonung des Originals, dezentrale, nahezu ubiquitäre Verfügbarkeit, gemeinschaftliche, interaktive Benutzbarkeit innerhalb einer definierten wissenschaftlichen Community, Einsatz von Zoom-Funktionen, letztendlich die Möglichkeit zu korpusbasierten Untersuchungen an ganzen Sammlungen, all diese Optionen verbinden sich weitaus eher mit dem Digitalisat als mit dem Original. Die Grenzen des digitalen Formats wiederum werden überall dort erreicht, wo es auf die schiere Materialität des zu untersuchenden Objektes ankommt. Hier reduzieren sich die visuellen Quasi-Äquivalente der virtuellen Reproduktion rasch zu wissenschaftlich nicht aussagekräftigen Pseudo-Substituten des Originals. Bereiche, in denen das Digitalisat keine oder doch nur sehr eingeschränkte Erkenntnisse erlaubt, sind beispielsweise: Beschaffenheit des Pergaments, Pigmentierung der Farben, Beobachtungen zur Bindung einer Handschrift sowie Ermittlung mehrfacher Lagenzählungen im Inneren eines Buchblocks. In einer systematischen Zusammenschau bedeutet dies, dass auf dem Felde der Wissenschaften das Original gegenüber dem Digitalisat stets die oberste Priorität besitzt. Dies ergibt sich aus seiner erhöhten Auskunftsbereitschaft im Hinblick auf Informationen paläographischer, kodikologischer und semantischer Natur. Der „physische Faktor“ ist dabei ein wichtiger, jedoch nicht der einzige Grund, dem Original Vorrang vor der digitalen Kopie zuzuerkennen.
Ein weiterer Grund liegt in der Tatsache, dass das Digitalisat seine Vorlage, eben das Original der Handschrift, lediglich im Sinne einer graphisch reproduzierten Oberfläche (Image) wiedergibt. Dies hat zur Folge, dass semantische Operationen am zugrundeliegenden Text in automatisierter Form nicht möglich sind. Die graphische Abtastung der Oberfläche allein entspricht weder vom Umfang noch von der Tiefe her dem, was an Informationen von Seiten der Wissenschaften gefordert ist. Genannt seien gezielte Suchoptionen nach bestimmten Wörtern, Zeichen oder illustrativen Beigaben quer durch den Text oder das Textkorpus. Nur wenn es gelingt, die graphische Oberfläche in eine intellektuelle bzw. semantische Oberfläche zu verwandeln, kann das Digitalisat den Informationswert des Originals erreichen bzw. ihn übertreffen. Es wird dann möglich sein, die statische, objektive Datenbasis des Originals so aufzubereiten und zu dynamisieren, dass die subjektiven Fragestellungen und Erkenntnisinteressen der Benutzer auf optimale Weise befriedigt werden. Der Weg hierzu muss sein: Weg von den präkombinierten Systemzusammenhängen, die das Objekt vorgibt, und hin zu den postkoordinierenden Verfahrensweisen, die der Benutzer in Anschlag bringt. Nicht die Handschrift oder das Objekt, sondern der Benutzer oder das Subjekt muss darüber entscheiden können, welche Ergebnisse die Untersuchung einer digitalen Reproduktion zeitigen wird. Dass wir auf diesem Weg der Entwicklung neuer, subjektgesteuerter und postkoordinierender Parameter in der wissenschaftlichen Nutzung von Handschriften erste Erfolge verzeichnen können, beweist nicht zuletzt das Projekt eCodicology mit seinen neu entwickelten Möglichkeiten zur Nutzung quantitativer analytischer Verfahren im Bereich der Kodikologie.
Das Digitalisat im Bereich seiner musealen Verwendung
Wenden wir uns abschließend kurz dem Digitalisat im Bereich der musealen Präsentation zu, so gilt, dass hier die pädagogische, spielerische Komponente vor der wissenschaftlichen naturgemäß überwiegt. Es hat seinen eigenen Reiz, wenn Besucher der Schatzkammer hochrangige Exponate auf dem erwähnten Multitouchtable virtuell noch einmal in Erscheinung treten lassen und in einer völlig persönlich gearteten Art und Weise damit umgehen. Neben den bereits genannten pragmatischen Vorteilen kommt ein Weiteres hinzu: Das Digitalisat schafft einen zusätzlichen Begegnungsraum mit dem Original, ohne dass diesem dabei sein Nimbus kategorischer Einzigartigkeit streitig gemacht würde. Die Erfahrung lehrt im Gegenteil: Je intensiver die Zuwendung zur virtuellen Reproduktion, desto leidenschaftlicher das Bekenntnis zum physischen Original. Originalüberlieferung und digitale Reproduktion stehen sich hier also gewissermaßen im Verhältnis einer „prästabilierten Harmonie“ gegenüber. Sie befinden sich nicht in einem Konkurrenz-, sondern in einem Komplementärverhältnis zueinander.
Quellen: Alle Bildrechte liegen bei Stadtbibliothek Trier, Anja Runkel. Druck, Vervielfältigungen oder Weitergabe an Dritte nur mit schriftlicher Genehmigung.
]]>- der Bearbeitung,
- der Verwaltung,
- der Veröffentlichung und
- Indexierung
der Beschreibungen. Der Aufruf selbst findet sich im online zugänglichen Archiv der Liste, die Antworten können gesendet werden an
pip.willcox@bodleian.ox.ac.uk
und
judith.siefring@bodleian.ox.ac.uk
]]>Behandelt werden von den Rednern und Diskutanten aus neun verschiedenen Ländern Aspekte der Geschichts- und Kunstwissenschaft, der Philologien und der Sozialpsychologie. In diesem Rahmen wird auch die Stadtbibliothek Trier mit ihrem Bestand an mittelalterlichen Handschriften besucht und in einem Vortrag vor Ort sowohl die Digitalisierung als auch die Nutzung von Faksimiles in der Forschung vorgestellt werden. Über Auszeichnungssprachen, quantitative Ansätze und Visualisierungen soll bei der Herbstschule ebenso gesprochen werden wie über Vorschläge zur praktischen Umsetzung, über rechtliche Aspekte und auch kritische Punkte digitaler Methoden in den Geisteswissenschaften.
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Am 19. und 20. Februar findet der zweite internationale Workshop der Reihe „Maschinen und Manuskripte“ am KIT in Karlsruhe und dem Thema „Möglichkeiten der automatischen Mustererkennung und Analyse historischer Dokumente“ statt. Die Reihe wird vom BMBF-geförderten Projekt eCodicology veranstaltet und bietet Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen eine Austauschplattform für Methoden der automatischen Mustererkennung.
Anmeldungen sind nicht erforderlich, aber erwünscht, möglichst bis zum 17. Februar per E-Mail an swati.chandna(at)kit.edu oder danah.tonne(at)kit.edu.
Programm
19.02.2015
Welcome Speech
13:00-13:05: Opening (Andrea Rapp)
13:05-13:20: Computer Science at Karlsruhe Institute of Technology (Michael Beigl)
13:20-13:30: Organizational Information (Rainer Stotzka)
Session I: Project Introduction
Moderation: Andrea Rapp
13:50-14:05: The Technical Perspective of eCodicology (Swati Chandna, Karlsruhe)
14:05-14:30: SemToNotes and eCodicology – Manual and an Automatic Manuscript Annotation Tool Working Together (Jochen Graf, Cologne)
14:45-15:45: Coffee Break and Poster Session
Session II: Pattern Recognition in Different Scientific Fields
Moderation: Rainer Stotzka
15:45-16:15: Medical Imaging with 3D Ultrasound Computer Tomography for Early Breast Cancer Diagnosis (Nicole Ruiter, Karlsruhe; Torsten Hopp, Karlsruhe)
16:15-16:45: Semi-automated Detection of Ground Monuments in Airborne Laser Scan Data (LIDAR) (Armin Volkmann, Heidelberg; Karl Hjalte Maack Raun, Heidelberg)
20.02.2015
Session III (a): Layout Analysis of Historical Documents
Moderation: Philipp Vanscheidt
09:30-10:00: Problems of Layout Analysis in Medieval Charters (Otfried Krafft, Marburg)
10:00-10:30: Document Structure Analysis: Modelling Unseeable Patterns (Hervé Déjean, Grenoble)
10:30-11:00: Coffee Break and Poster Session
Session III (b): Layout Analysis of Historical Documents
Moderation: Philipp Vanscheidt
11:00-11:30: The Optical Neume Recognition Project (ONRP) – the Development of Search Tool for Neume Notation in Digital images (Jennifer Bain, Halifax; Inga Behrendt, Tübingen; Anton Stingl, Freiburg)
11:30-12:00: Statistical Models for Word Spotting (Gernot Fink, Dortmund)
12:00-12:30: MultiSpectral Image Analysis for Writer Identification in Ancient Manuscripts (Robert Sablatnig, Vienna)
12:30-13:30: Lunch
Moderation: Rainer Stotzka
13:30-14:00: Digital Humanities at the Ubiquitous Knowledge (Carsten Schnober, Darmstadt)
14:00-14:30: Investigating Signals on the Page for Use in Identifying Logical Structures in Texts (Tuomo Toljamo, London)
14:30-15:00: Closing Discussion
Weitere Informationen:
Aktuelle Informationen auf der Projektseite von eCodicology
Die im Rahmen des vom Bundesministerium für Forschung und Bildung geförderten Projektes „eCodicology“ veranstaltete Tagung beschäftigte sich den Möglichkeiten der automatischen Handschriftenanalyse. Die Beiträge von Lorna Hughes zur Bibliothek als Infrastruktur digitaler Forschung und Vincent Christlein zur automatischen Identifikation von Schreiberhänden sind auf diesem Weblog veröffentlicht worden. Die Tagung leitete eine Serie von drei Konferenzen ein, die sich dem Einsatz computergestützter Verfahren in der Paläographie und Kodikologie widmen. Im Februar 2015 wird sich die zweite Tagung am Karlsruher Institut für Technologie zur automatischen Mustererkennung und Analyse historischer Dokumente anschließen.
]]>Im Rahmen der Tagung ist eine Poster-Sektion geplant, an der sich Nachwuchswissenschaftler beteiligen können, die mit Verfahren zur Analyse und Auswertung von Handschriftendigitalisaten oder anderen digitalen Sammlungen arbeiten. Auch Beiträge zur Kodikologie sind, wie dem Call for Posters zu entnehmen ist, erwünscht. Eingereicht werden müssen die Vorschläge bis zum 15. November 2014.
]]>Die 15. internationale Tagung der „Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition“ fand vom 19. bis 22. Februar 2014 an der Universität Aachen statt. In ca. 50 Vorträgen aus den Bereichen der Älteren und Neueren Germanistik, der Musikwissenschaft, Philosophie, Geschichte, Hochschuldidaktik und dem Verlagswesen wurden nicht nur verschiedene Aspekte des Tagungsmottos „Vom Nutzen der Editionen“ beleuchtet, sondern auch aktuelle Editionsvorhaben unter Berücksichtigung des zu erwartenden Nutzens vorgestellt. Die Tagung wurde aufgrund des großen Themenangebots in Plenarvorträge und mehrere parallel zueinander verlaufende Sektionen unterteilt. Daher kann der Tagungsbericht eines einzelnen Berichterstatters nicht alle Vorträge und diskutierten Themen darstellen, sondern muss sich auf eine subjektive Auswahl einzelner Referate sowie übergreifender Tendenzen beschränken – für weiterführende Lektüre sei auf den geplanten Tagungsband verwiesen.
Aspekt Digitale Edition, Visualisierung und Vernetzung
Viele Vorträge der Tagung bestätigten den sich fortsetzenden Trend von der analogen zur digitalen (Hybrid-)Edition. In vielen Fällen kommt nun die Auszeichnungssprache XML in Verbindung mit den Richtlinien der TEI für die Kodierung der Texte zum Einsatz. Die Projektvorhaben umfassen häufig neben einer Druckausgabe zusätzlich eine webbasierte Publikation der Edition und stellen viele ihrer Materialien auf den Projekthomepages zur Verfügung.
So stellte beispielsweise Jakub Šimek die laufende Neuedition des Welschen Gastes Thomasins von Zerklære‘ vor, die seit 2011 in Heidelberg erarbeitet wird. Diese Ausgabe wird eine diplomatische Transkription aller erhaltenen Textzeugen sowie eine Bilddatenbank mit sämtlichen Bilderzyklen enthalten, so dass eine reine Druckfassung schon wegen des Umfangs nicht praktikabel erscheint. Für die Rezipierbarkeit und Verbreitung der Edition ist eine Druckversion des nach dem Leithandschriftenprinzip kritisch edierten Textes geplant, während die diplomatischen Texte der Onlineversion vorbehalten sind. Ein weiterer Fokus der Onlineversion soll auf der Visualisierung des Variantenapparates liegen: Die chronologische Distribution der verschiedenen Lesarten zu einer Textstelle soll sich der Benutzer auf einer Zeitleiste darstellen können, die diatopische Distribution der Überlieferungsträger auf einer elektronischen Landkarte. Das Projekt ist zudem bemüht, die Editionstexte mit dem in Trier digitalisierten und gepflegten „Wörterbuchnetz“ und nach Möglichkeit auch mit dem neuen „Mittelhochdeutschen Wörterbuch“ durch das Verfahren der Lemmatisierung zu verknüpfen.
Die laufenden Unternehmen zu Briefeditionen – wie das von Vera Hildenbrandt und Roland Kamzelak vorgestellte Projekt „Vernetzte Korrespondenzen“ – beschäftigen sich ebenfalls intensiv mit Visualisierungsverfahren, um soziale Netzwerke der Briefschreiber und ihre Themen und Inhalte graphisch ansprechend darzustellen. Auch hier werden Inhalte, zum Beispiel Personen und Orte, mit einem Referenzwerk, der Gemeinsamen Normdatei (GND), verlinkt.
Es zeigt sich demnach, dass Editionen nicht mehr als für sich stehende Werke begriffen werden, sondern in einen übergeordneten Forschungskontext eingeordnet und an verschiedene Standards der Kodierung und Vernetzung angepasst werden. Die Verweise auf die lexikographischen Werke oder die Datenbanksysteme der Normdaten, die nur im elektronischen Medium ihr volles Potenzial ausschöpfen können, ermöglichen editionsübergreifende Fragestellungen und erleichtern sowohl den Datenaustausch als auch die Weiternutzung der Editionen in anderen Kontexten. Mit der wachsenden Komplexität der erarbeiteten Editionen steigt allerdings auch das Bedürfnis der Editoren wie auch der Editionsbenutzer, die Sachverhalte visuell darzustellen.
Leider spielte die einstmals engen fachlichen Verbindung von Editionswissenschaft, Wörterbuch- und Grammatikschreibung auf der Tagung nur eine Nebenrolle. Es wäre wünschenswert, die wechselseitige Nutzung von Editionen in den Wörterbücher- und Grammatikvorhaben wie auch die Nutzung der Lexika und Grammatiken in den Editionsprojekten stärker zu beleuchten.
Aspekt Benutzung historisch-kritischer Ausgaben in der Wissenschaft
Bislang fehlt es an Studien zur Benutzungssituation von Editionen im Wissenschaftsbetrieb. In der Neugermanistik liegen zwar mittlerweile für viele moderne Autoren Historisch-Kritische Ausgaben (HKA) ihrer Werke vor, die sich vornehmlich an wissenschaftliche Nutzer richten, inwiefern sie jedoch benutzt werden, wurde bislang nicht untersucht. Um die Akzeptanz, Verbreitung und Benutzung dieser Editionen zu untersuchen, wertete Rüdiger Nutt-Kofoth hierzu die Jahrgänge 2000–2013 wichtiger Publikationsorgane wie ZfdPh, Euphorion und DVjs aus. In ca. 540 Aufsätzen mit einem Umfang von ca. 29.000 Seiten betrachtete er, welche Textausgaben und welche Teile der Editionen zitiert wurden.
Das Ergebnis war wenig schmeichelhaft, denn in etwa 60% der Fälle wurden die maßgeblichen kritischen Editionen nicht konsultiert, sondern auf andere oder ältere Ausgaben zurückgegriffen. In den 40% Prozent der Fälle, in denen die HKA als Textgrundlage genommen wurden, zitierten die Autoren der Beiträge zu etwa 90% den edierten Haupttext, die Erläuterungen der Ausgaben wurden nur in 10% und die Textvarianten in lediglich 5% der Fälle zitiert. Es scheint damit, dass gerade der aufwendigste Teil einer HKA, der kritische Apparat, am wenigsten berücksichtigt wird. Auch die seltene Verwendung der Erläuterungen, Einleitungen und Vorworte gibt Rätsel auf.
Als mögliche Ursachen für dieses ernüchternde Ergebnis wurde zum einen ein mangelndes Bewusstsein für wissenschaftliche Standards genannt, zum anderen wurde angeführt, dass in vielen Fällen die zumeist teuren und in nur geringen Auflagen publizierten HKA nicht immer zur Verfügung stehen und dann aus Zeitgründen oder Bequemlichkeit auf Taschenausgaben oder verbreitete Einzelausgaben zurückgegriffen werde. Zum dritten wurde auf die Komplexität der HKA hingewiesen, deren teils kryptische Apparate nicht zu einer näheren Beschäftigung einladen. Fest steht jedenfalls, dass diese erste quantitative Erhebung nur der Beginn einer selbstkritischen Untersuchung des wissenschaftlichen Umgangs mit Editionen in der Germanistik sein kann.
Aspekt Edition und Didaxe
In verschiedenen Vorträgen wurde über den Einsatz von Editionen in der Hochschuldidaktik und als Lektüregrundlage in Schulen berichtet. Burghard Dedner erläuterte, wie er anhand des Woyzeck von Georg Büchner Schulklassen textkritische und editorische Fragestellungen nähert bringt. Sehr häufig kämen in Schulklassen veraltete Ausgaben oder von Lehrern selbst erstellte Lernmaterialien zum Einsatz, die dem fragmentarisch erhaltenen Text eine vermeintlich geschlossene Gestalt geben oder Forschungsergebnisse zur Datierung einzelner Textschichten ignorieren. So wird den Schülern zum einen ein falsches Bild von der Genese des Textes vermittelt, zum anderen die Interpretation durch den Willen des Lehrer gelenkt. Die Konfrontation mit im Unterricht nicht benutzen Ausgaben, die den Schülern die Unfestigkeit des Textes vor Augen führen, eignet sich besonders zur Sensibilisierung für textkritische Fragen.
Florian Radvan zeigte anhand didaktischer Modelle und einer statistischen Auswertung verschiedener, in Schulen zur Anwendung kommender Textausgaben, dass die auf Schulen spezialisierten Verlage bei der Vermittlung von Primärliteratur in unterschiedlichem Maße Wort- und Sacherläuterungen in ihre Texte einbauen, aber keineswegs immer ihre Textgrundlage von den maßgeblichen kritischen Ausgaben beziehen.
Den Einsatz der neuen, 15. Auflage von ‚Walthers von der Vogelweide‘ Leich, Liedern und Sangsprüchen (ed. Thomas Bein) in universitären Proseminaren erläuterte Dörte Meeßen. Da diese Auflage viele Strophen ‚Walters‘ in mehreren Fassungen bietet, können an ihr Merkmale der handschriftlichen Textüberlieferung des Mittelalters und die damit verbundenen Fassungsprobleme den Studenten nahe gebracht werden. Darüber hinaus können verschiedene Interpretationsansätze auf den Text angewendet werden, die bei der Darstellung nur einer Fassung verborgen blieben. Allerdings wurde auch in diesem Fall auf die engen Grenzen der Druckfassungen hingewiesen, die die Überlieferung nicht in ihrer gesamten Breite berücksichtigen können. Um die große Varianz der Strophen innerhalb eines Tones darstellbar zu machen, braucht man digitale Werkzeuge und Analyseverfahren.
Fazit
Die Tagung „Von Nutzen der Editionen“ zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass sie ein großes Spektrum an Themen und Fachrichtungen berücksichtigte. Auch wenn in der Editionswissenschaft viele unvereinbare editorische Grundsätze nebeneinander existieren und Fragen wie Normalisierung, Apparataufbau, Darstellung der Textgenese und gar die editorische Terminologie heftig umstritten sind, wurde in allen Diskussionsrunden, denen der Berichterstatter beiwohnen konnte, sachlich diskutiert und durchaus auch wissenschaftskritische Positionen bezogen. Dadurch und weil neben Editoren auch Nutzer von Editionen und Verlagsvertreter in Plenarvorträgen ihre Sichtweise und Erfahrungen im Umgang mit Editionen und deren Vertrieb darstellen konnten, war es möglich, Anregungen, Wünsche und Kritik in laufende Editionsvorhaben zu tragen und die Forschungsdiskussion zu bereichern.
]]>Abstract
Memory institutions have built up expertise and taken the lead in all aspects of digital humanities, especially the development and implementation of digital methods for the capture, analysis and dissemination of archives and special collections, including manuscripts. In recent years, these initiatives have become embedded into Digital Humanities Initiatives, Centres and Programmes within research libraries, adding value to the existing relationships between libraries and scholarly initiatives. These activities have fostered the development of new projects that bring into collaboration the skills and expertise of academics, librarians, and digital humanists, making the Library increasingly a “digital research infrastructure”. This presentation will discuss these developments based on the experience of the Research Programme in Digital Collections at the National Library of Wales, specifically discussing some recent experimentation with new methods for manuscript digitization and dissemination, including hyperspectral digitization of the Library’s Chaucer manuscripts. The presentation will also discuss the wider embedding of this work within the European Digital Humanities Context, through collaborations with the ESF Research Network Programme NeDiMAH (Network for Digital Methods in the Arts and Humanities).
]]>Diese Stellenausschreibung wurde von Dr. Hubert Mara (Universität Heidelberg) zur Verfügung gestellt.
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